KARDAN - geschmeidig im Raum | 2011

kinetisch-akustische Installation

oqbo | raum für bild, wort, ton | Berlin

Charakteristisch für Christian Bilgers Kunst sind in langjähriger Auseinandersetzung mit dem Raum entwickelte kinetische Installationen. In minimalistischen und sich wiederholenden Aktionen scheinen sie die Zeit anzuhalten, zugleich dokumentieren sie ihr Verrinnen. Es regt sich etwas, aber wird nichts anders, und wenn doch, dann beinahe unmerklich. Vorläufer dieses Ansatzes findet man in den 60er Jahren, in einer Zeit der skurrilen Experimente, der ernsthaften Forschung am Nonsens, der spielerischen Sprödigkeit.
Betritt man KARDAN, ist alles in Bewegung. Eine Vielzahl geschäftiger Elemente, eines verbunden mit dem anderen, alle gleich aussehend, bilden einen filigranen Körper, der keine Ruhe findet. Sie besetzen als Schwarm den Raum, hängen an Wand und Decke, schweben in der Luft, gehen sogar durch Wände. Sie klappern zart, als wären sie am Schwatzen. Ein jedes muss mit, es gibt kein individuelles Verhalten, Ende der freien Entscheidung. Die Konstruktion gleicht einer verschlungenen Schlange, deren Maße, entfaltet, den Galerierahmen sprengen würden. Weich und – geschmeidig – legt sie sich stattdessen in Winkel und an Flächen. Ein Großes oder viele Kleine ?

Eine Kardanwelle ist eine elegante kleine Mechanik, die es erlaubt, ohne viel Trara eine Drehbewegung in stumpfem Winkel weiterzureichen. Und das ist, was man sieht: das Drehen und Gedreht-werden in anachronistischer Konzentration: das Herz, das schlägt, die Uhr, die tickt, der Fluss, der fließt... und keiner wird ermordet.
Die scheinbar identischen Gelenke sind reine Handarbeit. Jeder Draht ist einzeln gebogen, jede Welle geprüft und erprobt. Was ist mit den Reibungsverlusten ? Ist das eine stille Post, bei der ein zu Beginn gesprochenes Wort seinen Sinn verliert ? Ein Ameisenstaat, in dem nur das Ganze zählt ? Was ist das für eine Kette ? Um die Ursache der zierlichen Umwälzungen zu erkennen, muss man den Raum durchqueren und in den hinteren Teil der Galerie vordringen. Dort rotiert eine Maschine tapfer und stetig vor sich hin. Sie gibt den Impuls für all das Gewinde. Letzte Frage: was macht das letzte Glied mit seinem losen Ende ? Was treibt Kardan nr. Z mit seiner geborgten Energie ? Um das zu erfahren kann man einfach die Ausstellung besuchen.













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